Wer hat Recht auf den öffentlichen Raum?

Shownotes

Was ist der Öffentliche Raum – und wer hat dort Platz? In dieser Folge sprechen wir mit Sabrina Halkic von der Lokalen Agenda 21 Wien und Annika Rauchberger von der Sucht- und Drogenkoordination Wien darüber, wie das Zusammenleben in der Stadt funktioniert, welche Veränderungen Klimakrise und co mit sich bringen und wo junge Menschen die Möglichkeit haben, mitzureden. Wir erfahren: Der Öffentliche Raum ist für uns alle da! Aber was bedeutet das in der Praxis? Was können wir selbst tun, um den Öffentlichen Raum aktiv mitzugestalten?

Links zur Folge:
Lokale Agenda 21 Wien www.la21wien.at
Öffentlicher Raum und Sicherheit, Sucht- und Drogenkoordination Wien sdw.wien/information/oeffentlicher-raum-und-sicherheit
Öffentlicher Raum, Stadt Wien: wien.gv.at/stadtentwicklung/architektur/oeffentlicher-raum

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Produktion und Redaktion: Sucht- und Drogenkoordination Wien
Jingle und Musik: Alfred Peherstorfer

Transkript anzeigen

00:00:01: Alexandra: Hallo. Es ist wieder so weit: Rauschzeit. Wir sprechen offen über Substanzen, Konsum und psychische Gesundheit. Gemeinsam mit Menschen, die sich auskennen. Wir wollen uns informieren und Vorurteile abbauen. Und wir sind uns sicher, dass wir damit nicht alleine sind.

00:00:19: Viki: Heute mit mir Viki

00:00:20: Moritz: Und mit mir Moritz

00:00:23: Alexandra: Wir sprechen heute auch über Themen, die von manchen Menschen als belastend empfunden werden. Mehr Infos zu dieser Folge findest du in den Shownotes. Wenn du dir unsicher bist, höre sie ein anderes Mal oder nicht alleine.

00:00:40: Moritz: Hallo liebe Leute, heute sprechen wir mit Annika Rauchberger von der Sucht- und Drogenkoordination Wien und Sabrina Halkic von der lokalen Agenda 21 Wien über den öffentlichen Raum und das Zusammenleben in diesem. Wir möchten wissen, was der öffentliche Raum eigentlich ist, wem er gehört und warum er für uns alles so wichtig ist. Unsere Expertinnen erklären, wie unterschiedliche Aspekte des öffentlichen Raums unsere psychische Gesundheit beeinflussen können.

00:01:05: Viki: Also wenn ich jetzt so an den öffentlichen Raum denke, ist eigentlich das erste, was mir einfällt in Bezug auf Rauschzeit das Bevor der Pandemie haben wir ganz viel indoor gemacht. Wir waren ganz viel bei verschiedenen Events und Partys und logischerweise während der Pandemie war natürlich ganz viel draußen. Wir waren voll viel in Parks und auch am Donaukanal zum Beispiel. Aber eigentlich seitdem ist viel mehr los in Parks, also wir sind viel mehr Outdoor unterwegs und irgendwie auch junge Leute sind viel mehr draußen. Gleichzeitig, also ich weiß nicht, wie es dir gegangen ist, Moritz, aber so im letzten Sommer war es teilweise so heiß. Ich wollt gar nicht rausgehen. Also vielleicht wird es ja auch wieder anders in Zukunft. Ähm, genau. Aber vielleicht wollt ihr euch mal vorstellen.

00:01:44: Annika: Ja, ich bin der Annika Rauchberger, wie ihr mich schon so nett vorgestellt habt. Ich arbeite im Bereich öffentliche Raum und Sicherheit. Ich bin von meinem Ursprungsberuf her Sozialarbeiterin und habe Soziologie studiert und beschäftige mich schon sehr lange mit dem öffentlichen Raum, war zehn Jahre lang Streetworkerin bei der Suchthilfe Wien. Vor allem in Favoriten unterwegs, auch im Stadtpark und im dritten Bezirk und habe ehrenamtlich Rechtsberatung für bettelnde Menschen gemacht. Also die Wichtigkeit des öffentlichen Raums in all seinen Facetten hat mich mein ganzes Leben lang aktivistisch wie professionell begleitet und bin jetzt an einem Punkt, an einer Dienststelle, wo es darum geht, auch dieses Credo der Stadt Wien „Der öffentliche Raum ist für alle“ auch umzusetzen. Wie du schon gesagt hast, die Diversität der Nutzung ist angestiegen. Und wie können wir schauen, dass alle einen Platz in diesem doch mittlerweile sehr begrenzten öffentlichen Raum haben?

00:02:39: Sabrina: Sabrina Halkic mein Name. Ich bin von der lokalen Agenda 21 Wir unterstützen Bürger und Bürgerinnen bei der Gestaltung des öffentlichen Raums. Anika erwähnt, der öffentliche Raum gehört uns allen. Uns geht es darum, wie können auch Menschen in Wien, Jugendliche, diesen mitgestalten und mitreden und mitentscheiden. Und auch wir merken natürlich, dass sich die Nutzung immer stärker auf den öffentlichen Raum verlagert. Wir haben in Wien die Thematik, dass auch viele Menschen den Platz in der Wohnung gar nicht haben, kleine Wohnräume oder auch Jugendliche, die sich zum Beispiel mit den Geschwistern die Zimmer teilen. Die sind natürlich besonders auf den öffentlichen Raum angewiesen und deshalb gilt es, den auch so zu gestalten, dass ihn alle auch gut nutzen können.

00:03:29: Viki: Vielleicht eine ganz blöde Frage zu Beginn: Was ist überhaupt der öffentliche Raum? Oder was ist nicht der öffentliche Raum? Gibt es da so eine Definition?

00:03:37: Sabrina: Der öffentliche Raum ist der Raum, der frei zugänglich ist. Es gibt auch die Definition vom frei zugänglichen Raum. Zum Beispiel das Museumsquartier in Wien ist eine Public Private Partnership, also eigentlich privater Raum, der aber zugänglich ist für alle. Also auch das gibt es. Und ja nicht öffentlicher Raum ist der private Raum, also der, wo man einen Schlüssel hat und zusperren kann und die anderen nicht rein können.

00:04:04: Annika: Also für mich ist öffentlicher Raum eigentlich der städtische Raum, der Raum, wo Menschen unterschiedlichster Herkünfte zusammenkommen, die wahrscheinlich sonst auch nicht zusammenkommen würden. Der öffentliche Raum ist sozialer Treffpunkt, Erholungsraum, Ort, wo man sich auch in der Öffentlichkeit quasi zurückziehen kann, obwohl man dann trotzdem… Man ist zwar unter vielen Menschen, aber hat trotzdem die Möglichkeit, sich irgendwie auch auf ein Bankerl zurückzuziehen und Teil von etwas zu sein. Und ja, für viele Menschen ist tatsächlich der öffentliche Raum auch zentraler Lebensraum. Besonders für armutsbetroffene Menschen, obdachlose Menschen, suchterkrankte Menschen, bettelnde Menschen, ist dieser Raum ganz besonders wichtig. Und das hat auch diese Veränderung seit der Pandemie hat diesen öffentlichen Raum tatsächlich… Wer hat denn da die meisten Stimmen? Wer hat auch wirklich Platz? Schaffen wir es als Gesellschaft wirklich, diesen öffentlichen Raum für alle zu erhalten, vor allem nämlich diesen konsumfreien Raum? Der öffentliche Raum ist ja auch hart umkämpft, Straßen werden umgestaltet und werden klimafit gemacht, werden wunderschön. Und plötzlich werden dort… machen sich die Schanigärten breit. Also Konsumzonen und da wird schon sofort definiert, wer ist willkommen und wer nicht und wer ist besonders eigentlich angewiesen? Also die Leute, die wirklich auch abhängig sind von diesem öffentlichen Raum, werden weiter verdrängt. Und deshalb glaube ich auch, ist der öffentliche Raum auch tatsächlich Austragungsort von klassischen städtischen Konflikten. Und wir müssen, wir müssen halt schauen, wie können wir damit umgehen. Und auch in diesen Spannungsfeldern jene unterstützen, die halt weniger Stimmen haben.

00:05:49: Moritz: Also öffentlicher Raum wäre dann sozusagen der Raum, der allen gehört und wo alle das Recht haben, hier zu sein und sich aufzuhalten. Jetzt hast du es aber eh angesprochen, dass dann gewisse Gruppen trotzdem in diesen öffentlichen Raum vielleicht nicht so viele Rechte haben oder von anderen Leuten nicht so gern da gesehen werden. Was gibt es da für potenzielle Konflikte, die auftreten und was kann man so dagegen machen?

00:06:13: Annika: Gerade in besonders dicht besiedelten Gebieten, wo es wenig Freiflächen gibt, die einen älteren Leute zum Beispiel suchen vielleicht Erholung. Jugendliche wollen aber Lärm machen, Sport betreiben und Kinder brauchen Spielplätze. Die sind aber oft vollgemüllt, weil auch dort wenige Bankerl stehen, die die Leute nutzen. Und wie kann man da versuchen, auch meditativ irgendwie eingreifen? Wie kann man Schwächere unterstützen? Aber ja, es ist halt natürlich… haben die… sagen wir also es gibt immer Leute, gerade wenn man finanziell stärker ist, hat man gefühlt irgendwie auch mehr Mitspracherecht. Deshalb zum Beispiel. Also gibt es die sam Teams, die mobile soziale Arbeit im öffentlichen Raum von der Suchthilfe, die Gemeinwesen-orientiert arbeiten und die auch immer darum bemüht sind, die Opposition und Wünsche auch von obdachlosen Personen miteinfließen zu lassen. Es wird auch mittlerweile immer besser bei Umgestaltungsmöglichkeiten auch die Leute also teilhaben zu lassen, eigene Ideen einfließen zu lassen. Und ich glaube, das ist auch ganz wichtig, um auch für Anwohner*innen, Nachbar*innen, für die Grätzl einfach auch ein Stück weit Identifikation mit dem öffentlichen Raum zu schaffen, den begreifbar zu machen. Und nein, der öffentliche Raum, glaube ich, ist nicht einfach gegeben, sondern da müssen wir… den müssen wir auch ganz bewusst wahrnehmen, um zu sehen, welche Schätze wir haben und wie man einen Platz vielleicht auch verändern kann. Gerade in Zukunft. Auch wenn die Stadt immer heißer wird.

00:07:39: Moritz: Da hätte ich gleich noch eine Frage dazu. Du hast erwähnt, also es gibt im öffentlichen Raum Räume, die für gewisse Gruppen vorgesehen sind, wie zum Beispiel Spielplätze für Kinder. Gibt es eigentlich auch Räume, die für wohnungslose Menschen vorgesehen sind, wo man sagen kann okay, hier seid jetzt mehr erwünscht als woanders?

00:07:58: Annika: Ja, es kommt immer darauf an, wo sich diese Räume befinden. Ich finde, je nachdem, wie groß auch ein Park ist und wie viele Möglichkeiten es gibt, wie viele Angebote. Ich finde zum Beispiel, dass im siebten Bezirk der Strauß Park ein super Beispiel ist. Der ist nicht so groß, aber es gibt Orte für Jugendliche, es gibt Orte für Sportler*innen, es gibt Orte für Kinder, für Kleinkinder. Also je mehr Angebot es gibt im öffentlichen Raum, desto eher wird auch dieses quasi abnormale Verhalten, was halt nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, wird dann eher akzeptiert oder toleriert. Und je enger ein Raum ist, desto mehr Nutzungsintensität es gibt, desto höher sind die Konflikte. Es gibt jetzt aber nicht eigene Zonen für Obdachlose, die quasi so auch als solche irgendwie ausgewiesen sind.

00:08:48: Sabrina: Ich glaube aber, was wichtig ist, ist, dass man ihnen schon auch den Platz gibt, dass es sind oft Gruppen, die als unerwünscht dem öffentlichen Raum gelten. Und wir schauen bei unseren Programmen auch drauf, dass wir Gruppen, die marginalisiert werden im öffentlichen Raum, wirklich diesen Platz auch zurückgeben. Bei den Grätzloasen zum Beispiel haben wir auch Kooperationen mit Obdach Wien, die sich um wohnungslose Menschen kümmern oder auch mit dem Neuner Haus, wo wir spezifisch vor den Organisationen Grätzloasen schaffen, mit den wohnungslosen Menschen gemeinsam, die dann auch diesen Platz sozusagen benutzen können, aber auch die Nachbarschaft einladen können, diesen Platz zu nutzen. Und dadurch entsteht auch wiederum Begegnung und auch Verständnis füreinander. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, hier auch ganz spezifische Organisationen und Vereine zu unterstützen, sich diesen Platz wieder auch zu nehmen.

00:09:43: Viki: Gibt es da auch etwas, was man als Privatpersonen noch machen kann, um da irgendwie beizutragen, weil… Also ich stelle es mir ein bisschen schwierig vor. Ich habe oft das Gefühl, wenn es irgendwie Plätze gibt, wo viele marginalisierte Personen oder eben viele Obdachlose oder vielleicht auch suchtkranke Personen sind, dann ist das ja dann eher… wird es immer mehr ein Ort, den man meidet. Dann kommt vielleicht wieder mehr Polizei ins Spiel und das hat eine Dynamik, was ja auch voll schade ist. Genau. Gibt es da irgendwas, was man machen kann? Oder vielleicht, was man nicht machen sollte, um dem entgegenzuwirken?

00:10:12: Annika: Also die meisten Ängste und sogenannten Unsicherheiten entstehen ja dann, wenn man überhaupt gar keinen Kontakt hat mit der Zielgruppe. Und ich finde, das Beste ist, was man machen kann:. Mal selber vorbeischauen. Man muss sich ja nicht gleich hinsetzen zu einer Gruppe obdachloser oder wohnungsloser Personen, sondern macht man sich mal selber ein Bild. Man kann auch… die meisten öffentlichen Plätze sind von den Sozialarbeiterinnen, von sam, bespielt, die kann man jederzeit anrufen. Die Telefonnummern sind auf der Homepage, man kann in Kontakt treten, vielleicht auch mal mit den Sozialarbeiter*innen, mit der Gebietsbetreuung. Wie schaut’s denn dort aus? Aber ich finde es ganz wichtig, auch seine eigenen Erfahrungen einfach zu sammeln mit den Orten. Und wie fühle ich mich an dem Ort? Was gefällt mir besonders gut an dem Ort? Weil wir neigen oft dazu, eher übers Negative zu berichten. Auch in der medialen Berichterstattung. Es zieht halt mehr, wenn man über Katastrophen, Konflikte und Streitigkeiten berichtet, aber nicht auch, was sind dann die Potenziale, die es auch an Orten gibt und wo das Zusammenleben irgendwie auch funktioniert? Im Esterhazy Park gibt es zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück, wo jeder mitmachen kann und hinkommen kann, wo man ganz niederschwellig auch mit armutsbetroffenen, marginalisierten, obdachlosen Personen einfach bei einem Kaffee ins Gespräch kommen kann. Und das sind auch schon Sozialarbeiter*innen oft dabei. Und dann ist vielleicht auch die Hemmschwelle einfach geringer, weil das muss man sich halt auch einmal trauen, einfach über den eigenen Schatten zu springen. Aber es gibt auch sehr niederschwellig die Möglichkeiten.

00:11:49: Viki: Das klingt alles voll cool, das kannte ich auch nicht. Also dieses Cafe zum Frühstück im Park. Okay, also das muss ich mir mal anschauen, das klingt ziemlich cool. Habt Ihr das Gefühl, dass sich das in den letzten Jahren verstärkt hat? So die Dynamik, dass immer mehr Menschen im öffentlichen Raum sein müssten, also aufgrund der Teuerungen und auch der Inflation und der Wohnungsknappheit.

00:12:09: Sabrina: Wir merken das jedenfalls, dass sehr viel mehr Menschen in den öffentlichen Raum drängen, aber auch den so gestaltet haben möchten, wie es ihren Bedürfnissen entspricht. Also die Wahrnehmung, dass es in Wien zu heiß ist und dass sehr viel Platz zum Beispiel für Autos verwendet wird. Die ist da, die stimmt. Und sehr viele Menschen setzen sich auch mittlerweile dafür ein, dass sich das verändert. Bei unseren Programmen geht es darum, dass Menschen mitreden, mitbestimmen und auch mittun. Und die meisten Themen, die wir haben, beziehen sich auf diesen Bereich. Wie können wir mehr Platz vor der eigenen Haustür schaffen? Wie kann ein Park vielleicht erweitert werden und somit mehr Grünfläche geschaffen werden? Wo kommen Bäume hin? Und das ist ein Thema, das wird immer größer und das ist auch logisch, weil die Auswirkungen der Klimakrise einfach so stark sind, dass wir sie alle spüren und dass die Stadt sich in einem Veränderungs- in einem Transformationsprozess befindet. Was mir wichtig ist, ist, dass jeder und jede auch was beitragen kann. Wir haben sehr viele Menschen, die durch die Krisen das Gefühl haben, sie können eigentlich gar nichts mehr machen. Wir haben Krieg in Europa, wir haben die Teuerung, wir haben Klimakrise. Da entsteht ein Ohnmachtsgefühl bei Vielen… dass sie sich nicht mehr da raus bewegen können. Und wir sehen durch sehr kleinteilige Projekte, die dann die Menschen selber umsetzen, kriegen Sie wieder das Gefühl: „Ich kann was verändern, ich kann etwas beitragen. Die Welt kann besser werden.“ Und aus diesen kleinteiligen Projekten, wie zum Beispiel mal einer Grätzloase oder einem Gemeinschaftsgarten entsteht dann auch oft eine größere Vision und die Menschen werden selbst ermächtigt, hier wieder was zu tun. Und das finde ich immer ein sehr, sehr schönes Beispiel, wie man aus einer Situation, in der es vielleicht gar keine positive Vision mehr gibt, für die Zukunft rauskommen kann und dann auch langsam in eine Richtung gehen kann, wo sich etwas zum Positiven verändert.

00:14:08: Moritz: Ähm, also ihr probiert sehr viel einfach Menschen mit einzubeziehen in die Gestaltung des öffentlichen Raumes. Würde jetzt gesagt hast so wie vor dem Neuer Haus oder den Grätzloasen. Gibt gibt‘s auch so Sachen wo ihr dezidiert jugendliche und ihre Bedürfnisse in die Gestaltung miteinbezieht? Gibt es da auch Projekte?

00:14:27: Sabrina: Kinder und Jugendliche sind natürlich eine wichtige Zielgruppe. Die Stadt Wien macht in diesem Bereich auch größere Projekte, wie zum Beispiel die Wiener Kinder und Jugendmillion, wo Kinder und Jugendliche abstimmen können, wofür 1 Million € verwendet werden kann. Wir haben auch einen Schwerpunkt im Rahmen des Aktionsprogramms Grätzloase. Der heißt Junge Grätzl. Da geht es darum, dass Kinder und Jugendliche, aber auch die Straßen und die Plätze wieder zurückerobern. Der Bedarf ist daraus entstanden, dass es 2020 die Erarbeitung der Wiener Kinder- und Jugendstrategie gab und ganz viele Kinder und Jugendliche gesagt haben, wir wollen den Platz vor der Schule, vor der Haustür, in unserer Straße einfach nutzen. Und dann haben wir gesagt okay, da können wir helfen, da können wir unterstützen. Und es läuft so ab, dass man eine Idee bei uns einreicht, was man machen möchte. Das kann zum Beispiel ein Rap Festival vor der Schule sein oder ein Skateboardparcours vor dem Jugendzentrum. Und wir unterstützen dann die Kids oder die Jugendlichen in dem Fall bei der Erarbeitung des Projekts mit Kontakten zum Magistrat. Das ist ja alles nicht so einfach, so was zu organisieren und aber auch mit Budget. Wir hatten vorher das Thema „Wem gehört der öffentliche Raum?“ oder „Wer hat Vorteile im öffentlichen Raum?“ Wir möchten auch hier hinwirken, dass Menschen, die die budgetären Mittel, die finanziellen Mittel nicht haben, auch mitmachen können. Und dann begleiten wir die Jugendlichen dabei, das Projekt umzusetzen. Und da hat es in den letzten Jahren sehr, sehr coole Beispiele gegeben. Und wir hoffen auch, dass es in den kommenden Jahren dann mehr werden.

00:16:07: Viki: Finde ich voll cool, dass es solche Projekte gibt. Ich habe früher im Jugendzentrum gearbeitet, da haben wir auch so ein Jugendparlament gemacht und einige Dinge im Park verändern können, was voll cool war. Was sind so eure Strategien? Wie kann man so die Personen, die die Entscheidungen treffen, überzeugen, dass solche Gruppen wirklich wichtig sind? Also das war teilweise schwierig irgendwie und ich stelle mir es auch voll schwierig vor. Wenn ich mir so denk ja eh. Kinder und Jugendliche wollen dies und jenes, aber das kostet halt dann wieder Geld, dann gibt es vielleicht irgendwie keinen Ort für Leute, die dort halt irgendwie Geld verdienen könnten. Und im Endeffekt ist das doch alles sehr kapitalistisch. Also wie kann man da gut Lobbyarbeit machen, was sind so Argumente, die man einbringen kann.

00:16:46: Annika: Also der öffentliche Raum und all seine Nutzer*innen und Bedürfnisse und Vorstellungen und Wünsche und Ideen, das ist ja massiv komplex und natürlich auch konfliktbeladen. Wir haben bei uns in der Arbeit ein Treffen auch gemeinsam mit allen Organisationen, die im öffentlichen und halböffentlichen Raum tätig sind. Dazu zählt die Polizei, die Wiener Linien. Wir haben vom Verein Wiener Jugendzentren… also wirklich eine ganz breite Band… also ganz breite Palette an Personen und Professionen, die sich zusammensetzen und schauen, was passiert gerade an diesen und jenen Orten, was fehlt, was braucht es mehr? Braucht es heute mehr Jugendarbeit, aber morgen müssen vielleicht die Wiener Stadtgärten mal ran. Und was tun. Also auch aufgrund dieser gemeinsamen Abstimmung kann man doch auch immer wieder auch sehen, wie sich die Orte verändern. Man hat… Wir haben regelmäßige Treffen und da kann man auch feststellen helfen die Maßnahmen, was braucht es mehr, was braucht weniger? Und auch diese Gremien helfen dabei, um gewisse Nutzen herauszuziehen. Wir haben alle irgendwo einen Fachkräftemangel… es stehen jetzt die nächsten Pensionierungen an und wie können wir auch so arbeiten, dass wir uns gegenseitig unterstützen? Und da braucht es oft gar nicht mehr so viel Überzeugungsarbeit.

00:18:03: Sabrina: Ich würde das auch unterstützen. Die Stadt Wien hat ganz klar Kinder und Jugendliche als Gruppe auch im Fokus und schaut, dass sie ihnen im Rahmen ihrer Anwaltschaft sozusagen hier auch wirklich Maßnahmen setzt und auch alle Abteilungen und Organisationen der Stadt Wien hier auch einen Fokus drauf setzen. Ich glaube auch, dass es enorm wichtig ist, auch im Bezug auf unsere Demokratie. Wir haben in Wien ein sehr hohes Demokratiedefizit. Das bedeutet, dass ganz viele Menschen in Wien nicht wählen dürfen, weil sie eben die österreichische Staatsbürgerschaft nicht haben. Und insbesondere bei der Gruppe der 16 bis 24, 25-jährigen sind das sehr, sehr viele, also weit über 40 % derer, die da sind, können nicht mitbestimmen. Und deswegen sind so Möglichkeiten wie zum Beispiel bei der lokalen Agenda oder bei der Gebietsbetreuung oder auch bei den Kinder- und Jugendinstitutionen, das Kinder- und Jugendparlament wurde erwähnt, mitzubestimmen, sehr, sehr wichtig, weil eine Gemeinde, eine Stadt kann eben nur solche Räume unterstützen, fördern, aufmachen und somit Jugendlichen die Möglichkeit geben, mitzureden, mitzutun und auch mitzuentscheiden, weil das Staatsbürgerschaftsgesetz ist ein Bundesgesetz. Das kann die Stadt Wien leider nicht ändern, aber sie hat die Verpflichtung und das auch eingesehen, dass eben andere Räume zumindest da sein müssen, wo Jugendliche mitmachen, mittun können.

00:19:27: Viki: Kurz eine Nachfrage zuvor Du hast den halböffentlichen Raum erwähnt. Was? Was ist das denn genau?

00:19:33: Annika: Halböffentliche Räume sind zum Beispiel Bahnhöfe. Die ganzen Stationen von den Wiener Linien, einfach das, wo dann zum Beispiel die Verkehrsbetriebe dort sind. Andere, das sind, da gelten die Hausordnung und die können auch durchgesetzt werden. Also es ist nicht ganz so frei, dann wie im öffentlichen Raum. Genau.

00:19:54: Moritz: Jetzt bringt das Zusammenleben im öffentlichen Raum so viele Herausforderungen, eben wenn verschiedene Gruppen aufeinandertreffen. Wie wird da so entgegengewirkt? Zum Beispiel, wenn jetzt hier ein Raum ist für Jugendliche oder Kinder, die dann halt dementsprechend laut sind und Geräusche von sich geben? Und was auch immer. Oder wenn jetzt eine Gruppe von Jugendlichen halt da chillt und Bier trinkt, ich spreche da sehr stark aus eigener Erfahrung, weil ich bin früher sehr viel und auch heute noch: Ich chille super gern in Parks oder auch einfach draußen und…, wie oft ich dann von Leuten irgendwie „angehaut“ wurde. Ja, verziehts euch… irgendwas. Wie könnte man solchen Sachen irgendwie entgegenwirken?

00:20:36: Annika: Also ich glaube einfach, ein gewisses Konfliktpotenzial wird immer bleiben. Man kann es nie allen recht machen. Also ich find wir sind auch in einer Stadt. Wir sind über 2 Millionen Einwohner*innen auf doch dichtem Raum. Also es ist viel zu utopisch. Man kann nicht alle Konflikte beseitigen. Ja also, das wäre… also ich finde, das ist auch nicht im Sinn einer Stadtgesellschaft, weil ich finde auch den Konflikt braucht es, um vielleicht auch Defizite aufzeigen zu können. Alles kann man, finde ich, nicht beheben. Aber ich finde doch sehr wohl, dass gerade die aufsuchende Jugendarbeit, die Straßensozialarbeit sehr viel auch Awareness Arbeit leistet, leisten kann. Für die die Leute, die am Bankerl sitzen und gewissem Treiben zuschauen und sich wundern. Aber wenn man proaktiv auch auf die Leute zugeht und sagt „Ja, also das und das ist die Lebenswelt“…, weil nur vom Schauen und Beobachten lässt sich‘s halt leicht abkanzeln. Und das ist ja auch einer der zentralen Punkte im öffentlichen Raum. Deshalb ist auch so wichtig diese Lobbyarbeit, dass man sagt: „Na zumindest klären wir die Leute auf, warum jemand obdachlos ist.“ Weil einfach so viele Vorurteile mitschwingen. Das sind faule Tachinierer. Und so weiter. Wenn man aber mal dahinter blickt und schaut wir sind denn die Leute, die da am Platz sitzen, Bauhackler, die aufgrund von Arbeitsunfällen ihren Arbeitsplatz verloren haben und nicht versichert waren. Die haben vorher unsere Straßen gebaut und sitzen jetzt da. Also es steckt ja sehr viel mehr unter diesen ganzen Vorurteilen und Begriffen und ich glaube, das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen. Und ich glaube, da ist halt einfach wirklich diese Bewusstseinsarbeit wirklich zentral.

00:22:21: Moritz: Kann man vielleicht zusammenfassen. So erstens vielleicht auch ein bisschen Mut zu kleinen Konflikten und zweitens ein Verständnis für andere Leute, was gut wäre.

00:22:32: Annika: Genau. Also ich persönlich finde, dass Konflikte auch tatsächlich belebend sind für eine Stadtgesellschaft und daraus auch durchaus etwas Positives entstehen kann.

00:22:40: Sabrina: Ich finde es auch immer recht spannend, wenn zum Beispiel wir Konflikte auf Grätzloasen haben. Da stehen ja dann dahinter Menschen, die eine Idee hatten, die ein Ehrenamt hier ausgeführt haben, das gebaut haben, viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt haben und dann melden sich Leute bei uns und beschweren sich drüber. Und es ist natürlich einfach bei einer Institution, die kein Gesicht hat, sich zu beschweren. Und was wir dann gerne machen ist dann die Person, die sich bei uns meldet mit der Initiative vor Ort zusammen zu spannen. Und wenn die miteinander reden, dann sehen die eigentlich relativ schnell „Boah, okay, ich rege mich da über etwas auf, wo jemand sehr sehr viel Arbeit reinsteckt und da ein Projekt für die Nachbarschaft macht“ und dann beruhigt sich das eigentlich immer ganz schnell. Es ist natürlich ein bissl eine andere Situation als jetzt im Park, aber bei so selbst initiierten Projekten hilft das eigentlich immer ganz gut, finde ich.

00:23:36: Viki: Das klingt ja voll super, was der Moritz und ich machen bei Rauschzeit ist ja vor allem so präventiv mit Jugendlichen, die Alkohol konsumieren oder Substanzen konsumieren oder die wahrscheinlich konsumieren könnten, so dass wir irgendwie mit denen quatschen. Was gibt es sonst noch für Angebote jetzt wirklich in Bezug auf Personen, die psychische Erkrankungen haben, die vielleicht doch sichtbar sind im öffentlichen Raum oder die wirklich eine Suchterkrankung haben, die jetzt vielleicht auch gefährlich sein könnte für andere oder für sie selbst?

00:24:05: Annika: Also wenn, wenn das Gefühl da ist, da ist jemand im öffentlichen Raum, der sich psychisch sehr auffällig verhält, dann ist es einfach… es gibt so klare Schritte, die man auch setzen kann. Ähnlich wie bei der ersten Hilfe. Ich kann mal langsam auf die Person zugehen, fragen was los ist, sollte immer ruhig und langsam und höflich bleiben, auch nicht zu nah an die Person gehen. Wenn ich merke, ich erreiche diese Person gar nicht, dann ist es einfach schon wichtig auch die Rettung anzurufen und den Einsatzkräften vor Ort auch zu erklären, was passiert ist und wie sich diese Person verhalten hat. Auch immer das dieser Person gegenüber transparent zu machen. Es gibt auch die Möglichkeit beim PSD anzurufen unter 0131330 um sich dort zu informieren. Was kann ich tun? Ich bin unsicher. Ich steh grad an dem Ort und habe auf dieser… bin auf diese Person getroffen und weiß aber nicht wie ich agieren kann… die Kolleginnen können dich dann ganz in Ruhe anleiten, was du machen kannst und was du nicht machen kannst. Wichtig auch immer ist so der Selbstschutz vor Fremdschutz. Wenn ich grade zum Beispiel selber komplett unsicher bin, schlecht drauf bin, vielleicht eh grad selber so ein Down habe, dann bin ich auch die falsche Person, die helfen kann, weil das mein Gegenüber auch merkt. Deshalb ist es auch in der Situation vielleicht ganz gut, wenn man eh nicht alleine unterwegs ist. Ich sitze im Stadtpark mit meinen Freunden, suchst dir jemanden aus, vielleicht könnt ihr zu zweit das auch meistern. Und immer einer ist die Person im Handy, die die Rettung ruft und die andere schaut den Kontakt zu halten. Und ich glaub das ist sehr zentral, auch in Zeiten wo es heißer so wird, wo tatsächlich auch wieder sehr viele unterschiedliche Substanzen konsumiert werden, dass wir da gut aufeinander achtgeben und nicht vergessen, dass wir auch dazu verpflichtet sind, erste Hilfe zu leisten und das, was wir immer machen können, ist Einsatzkräfte anrufen, zur Not einfach immer die Rettung kontaktieren.

00:26:08: Moritz: An genau dieselbe Frage eigentlich in Bezug auf obdachlose Personen. Wenn ich jetzt, keine Ahnung, im Winter, wenn es super kalt ist bei einer Person vorbeilaufe, die halt offensichtlich sehr zu kalt hat oder im Sommer wenn es heiß ist, gibt es da auch Angebote wo man sich melden kann?

00:26:26: Annika: Also da gibt es vom FSW die Kälte App und das Kältetelefon von der Caritas, wo ich anrufen kann. Die sind in der Zeit vom Winterpaket sind diese Apps oder Telefonnummern stehen zur Verfügung. Ich empfehle tatsächlich auch die Telefonnummer zu kontaktieren, also anzurufen, weil man da auch mit einer Sozialarbeiterin direkt am Telefon sich austauschen kann. Die stellen auch die richtigen Fragen. Und wenn ich merke, eine Person ist tatsächlich auch schon unterkühlt, dann sofort 144 anrufen, weil die Person dann akut selbstgefährdet ist. Es gibt leider noch für den Sommer keine Telefonnummer, wo man anrufen kann, was mache ich mit einer obdachlosen Person, die überhitzt ist. Aber da würde ich auch sofort die Rettung rufen, wenn ich merke nach meinen Nachfragen. Also ich würde auf jeden Fall auch mit der betroffenen Person in Kontakt treten und schauen „Brauchst du was, kann ich was für dich tun?“ Ich empfehle auch jetzt nicht übereilten Aktionismus, weil die Person muss auch einverstanden sein. Oft haben die Leute… sind nicht versichert, sprechen die Sprache nicht. Das bedeutet, ein Rettungseinsatz kann mitunter zusätzlich Stress bedeuten. Was es aber in Wien sehr wohl gibt für obdachlose Personen sind die Kälteoasen von der Caritas. Da gibt es dann im Sommer eine Liste, die man online nachschauen kann, wo auch sogar mittlerweile in den Außenbezirken. 16 Bezirk, 14. Bezirk, wo man, meistens in Pfarrhöfen, Pfarrgärten sich auf Liegestühlen legen kann, kalte Getränke konsumieren kann, kleine Snacks bekommen kann, was in den immer heißer werdenden Sommer wirklich, wirklich überlebensnotwendig ist.

00:28:10: Viki: Cool, danke für die Tipps. Annika. Jetzt vielleicht noch kurz, weil wir schon fast am Ende der Sendung sind, hab ich eine ganz andere Frage. Eine positivere. Was würdet ihr so sagen? Was sind eure Lieblingsprojekte im öffentlichen Raum?

00:28:23: Annika: Also aktuell arbeite ich bei mir in der Arbeit an einem Projekt zur Versorgung von psychisch kranken Menschen im öffentlichen Raum. Das ist eine Gruppe an Personen, die oft sehr schwer zu erreichen sind, die auf der Straße sind aus unterschiedlichen Gründen. Entweder weil sie obdachlos sind oder in überfüllten, beengten Wohnräumen leben und eine Belastung auch vielleicht für ihre Familienmitglieder geworden sind und die weitgehend oft auf sich selbst gestellt waren. Sehr viele Ängste und Unsicherheiten hervorgerufen haben. Und da entwickeln wir gerade ein Projekt, dass die Leute sehr niederschwellig mit einer multiprofessionellen Team besser auch an das Gesundheits- und Sozialsystem angebunden werden. Und gleichzeitig haben wir auch ein Projekt für Schulungen für Professionist*innen, die im öffentlichen und halböffentlichen Raum tätig sind. Das heißt Security der ÖBB, der Wiener Linien, der Polizei. Aber auch die aufsuchende soziale Arbeit soll einfach mit einem großen Wissenspaket gestärkt werden, auch um eigene Vorurteile und Ängste abzubauen, um handlungssicher zu werden, damit eben auch diese Utopie des öffentlichen Raums für alle auch verbessert werden kann, verstärkt werden kann und wirklich ein Augenmerk auf alle gelegt werden kann. Das kann man wahrscheinlich jetzt nicht sofort sehen. Soziale Arbeit braucht, bis sie wirken kann. Aber ich bin sehr optimistisch und freue mich schon wahnsinnig, wenn das Projekt starten wird. Und als Wienerin und Frau, die gerne gemütliche und schöne Orte aufsucht, finde ich das Projekt der coolen Straße in der Hasnenstraße in Ottakring sehr super, wo einfach ein Teil der Straße freigegeben worden ist für Nachbarschaftsinitiativen, für Treffen, für Zusammenkommen. Die Autos wurden auf den Strecken hinausgenommen, Bankerl wurden hingestellt und ich finde es einfach schön zu sehen, wie viel Potenzial und Kreativität in den Wiener*innen auch steckt, das sich erst entfalten kann, wenn Raum zur Verfügung gestellt wird.

00:30:25: Sabrina: Also ich würde empfehlen, mal im neunten Bezirk in der Galileigasse vorbeizuschauen. Das ist ein wunderschönes Beispiel, wie aus einer kleinen Idee, nämlich einer Grätzloase vor einer Schule. Es war Corona, man durfte in der Schule gar nix machen. Die haben gesagt okay, passt, wir brauchen irgendwie Platz vor der Schule. Die haben eine Grätzloase gebaut und die war dann ein, zwei Jahre da und dann haben sie sich gedacht: „Hey, eigentlich brauchen wir noch mehr Platz. Wir wollen die ganze Straße und letztes Jahr im Sommer wurde dann diese Straße umgestaltet. Gemeinsam mit Studierenden der TU. Es wurden Möbel gebaut und die Straße wurde bemalt. Es wurde eine Fußgängerzone und es ist finde ich ein super schönes Beispiel von ich nenne das immer urbaner Akupunktur. Ein kleiner Stich, der sozusagen eine größere Verspannung löst und hier jetzt wirklich diese Straße den Jugendlichen aus der Schule zurückgegeben hat.

00:31:22: Moritz: Ich hätte auch noch eine abschließende Frage, und zwar, wenn ihr jungen Leuten einen Tipp mitgeben könnt, wie sie selbst den öffentlichen Raum mitgestalten können, was sollen sie tun?

00:31:33: Annika: Ja, also du hast es eh schon vorhin angesprochen, mit dieser Kinder- und Jugendmillion. Projektideen einreichen. Aktuell gibt es auch wieder die Möglichkeit, Ideen beim Klimateam einzureichen. Das sind immer jedes Jahr drei Bezirke, ich glaube der Fünfzehnte , der Neunte und den dritten habe ich jetzt vergessen. Aber man kann das einfach online nachschauen. Man kann da super Ideen einreichen. Wenn man sich alleine nicht traut, sucht euch Freunde, Freundinnen, vielleicht könnt ihr gemeinsam super Ideen elaborieren. Je ausgefallener und realistischer, also gleichzeitig ausgefallen und realistisch die Ideen sind, desto eher voten auch die Leute und da kann man was machen. Man kann tatsächlich aber auch, wenn man eine Idee oder ein Bedürfnis hat, zu den Gebietsbetreuung gehen und sagen „schaut‘s: das und das ist der Fall. Wie kann man, wie kann man da weiter tun? Ich würde schauen, weil es sind mühsame Prozesse oft - ich bin selber grad bei so einem Projekt dabei – es sind sehr mühsame Prozesse. Bleibt nicht allein mit euren Ideen, sucht euch Verstärkung und Rückendeckung in eurem Freund*innenkreis oder in der Schule.

00:32:37: Sabrina: Ja, ich würde sagen meldet euch bei uns. Am 16. Februar ist die nächste Einreichfrist für das junge Grätzl. Guter Tipp von der Anika: sucht euch Freunde und Freundinnen, mit denen ihr das gemeinsam macht. Und für alle, die noch keine Idee haben. Wir haben ein Spiel entwickelt, das basiert im Prinzip auf Cards Against Humanity, wo man eine Idee gemeinsam in einer Gruppe entwickeln kann. Kann man sich bei uns holen. Bitte einfach vorbeikommen und nehmt jede Möglichkeit wahr, die euch angeboten wird. Mitbestimmen und mitzumachen. Aber fordert sie auch ein. Also nur weil das, was es gibt, jetzt da ist, heißt nicht, dass es dabei bleiben muss. Wenn ihr noch mehr wollt, wenn noch mehr Bedarf da ist, dann gebt es weiter an eure Klassenlehrerin, an die Jugendzentren. An alle, die ihr in der Stadt kennt. Weil das bewirkt tatsächlich was. All diese Projekte sind ja auch entstanden, weil sie Jugendliche eingefordert haben. Das heißt, bleibt jedenfalls dran.

00:33:37: Moritz: Du hast gerade gesagt: Meldet euch bei uns. Wo genau können wir uns melden?

00:33:41: Sabrina: Einfach online unter www.graetzloase.at oder la21wien.at findet man alle Informationen und da gibts auch ein Infotelefon usw. Also wer dann noch Fragen hat, kann sich auch telefonisch bei uns melden.

00:33:54: Viki: Cool. Ja dann danke euch beiden fürs Kommen. Es war voll die spannende Folge und ich bin ganz gespannt, was so in den nächsten Jahren irgendwie noch auf uns zukommen wird und was wir sehen werden an Veränderungen in Wien.

00:34:09: Alexandra: Es rauscht weiter, hör in die nächste Folge rein und besuch uns gerne auf Instagram. @_rauschzeit_ oder @darüberredenwir. Reden hilft. In Wien ist die Sorgenhotline Wien für jede Art von Sorgen zwischen 8.00 und 20.00 Uhr erreichbar. Notier dir die Nummer: 01 4000 53000.

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